Es ist nicht immer leicht, sich selbst zu lieben. Wobei es noch schwerer sein kann, sich lieben zu lernen. Die Wahrnehmung der eigenen körperlichen Schönheit wird durch verschiedenste Einflüsse geschaffen und manchmal überworfen. In diesem Artikel werde ich einmal ganz persönlich und erzähle meine Geschichte.
Der Ursprung
Als Kind auf dem Land aufzuwachsen war alles andere als leicht.
Besonders, wenn man gegen Ende der Volksschulzeit eher breiter war.
Besonders, wenn man einen sichtbaren Migrationshintergrund hat.
Besonders, wenn man queer ist.
In meinem Fall gab es eine gute Auswahl an Mobbing-Themen, was sich natürlich in der Praxis auch stark auf meine Selbstwahrnehmung ausgewirkt hat. Als Folge davon wollte ich stets dünner sein, egal wie sehr. Hauptsache, anders aussehen. Ich fühlte mich wegen meiner Figur beim Sport mit Leuten um mich herum unwohl und nahm somit eher auf ungesündere Arten ab. Da ich wohl mit meiner Pigmentierung auch weit und breit das dunkelste Kind war, das viele meiner damaligen Mitschüler scheinbar je gesehen hatten, waren verschiedene rassistische Beleidigungen und Spitznamen für mich alles andere als ungewöhnlich. Ein derartiger Umgang über Jahre hinweg hatte es letztendlich doch geschafft, dass ich mich jahrelang vom Körper her als unschön und „nicht richtig“ wahrgenommen habe.
Ebenso brauchte es lange, bis ich mich mit all dem Rassismus von klein auf mit meiner Österreich-Sri Lanka Herkunft wieder anfreunden konnte. Ich erinnere mich noch sehr daran, wie ich als Kind nicht nur einmal im Bad stand und mit dem Waschlappen stärker und stärker über mein Gesicht schrubbte, in der Hoffnung, dass meine Haut sauberer, bzw. heller werden würde.
Die Transformation
Am Ende des Tages ist es ja wichtig, dass man sich im eigenen Körper wohl fühlt. Das ist nicht immer gleich garantiert und manchmal bedarf es einiges an Arbeit, um an diesen Punkt zu gelangen. Für den Großteil meines Lebens mochte ich es nicht, meine Reflektion im Spiegel zu sehen. Mittlerweile sieht das zum Glück schon etwas anders aus. Während ein negatives soziales Umfeld ausschlaggebend war, um in meiner Kindheit mein Selbstbild zu schwächen, hatte ich später in meinem Leben das Glück auf wundervolle Menschen zu treffen, die mich beim positiven Wiederaufbau unterstützt haben.
Obwohl es doch allgemein akzeptiert ist, dass rigorose Schönheitsideale innerhalb der queeren Community auf toxische Art und Weise aufrechterhalten werden, waren für mich Interaktionen mit Leuten aus queeren Szenen mehr als hilfreich dabei mich selbst so zu lieben, wie ich bin. Ein Grund, weshalb ich auch bei dem Shooting für diese Ausgabe dabei sein wollte, ist, dass das Wertschätzen von meinem Körper, sei es bekleidet oder in freizügiger Form, mir dank kreativer Outlets wie diesem hier stets ein Stückchen leichter fällt.
Ebenso war Repräsentation für mich ausschlaggebend. Zu wissen, dass es nicht nur ok, sondern auch gut ist, hier und da Kurven zu haben oder, dass man nicht einem abstrusen Ideal entsprechen muss, um schön für andere und sich selbst zu sein. Zu wissen und zu verinnerlichen, dass ich wegen meiner Hautfarbe auch schön bin, macht einen großen Unterschied. Gerne würde ich all das meinem Kindheits-Ich sagen können, aber auch wenn das nicht möglich ist, kann ich dafür wenigstens heute mit Selbstbewusstsein voranschreiten und das Beste tun, damit es mir und anderen nicht so geht, wie mir damals.
Warum erzähle ich davon eigentlich?
Etwas, das mir bei meiner langen, schweren, aber auch machbaren Reise von Abscheu gegenüber dem eigenen Körper bis hin zur Wertschätzung davon groß geholfen hat, waren die Geschichten von anderen Menschen, die ähnliches durchgemacht haben und es geschafft haben da anzukommen, wo sie jetzt sind.
Der Selbsthass, der von den frühen Mobbing-Erfahrungen stammt, ist etwas, das mich lange zurückgehalten hat, bzw. sich auch teilweise wie eine endlose Spirale nach unten angefühlt hat. Menschen um mich herum, die mich mit der Wertschätzung von Selbstliebe im positiven Sinne angespornt haben und gewisse Outlets, die ich für mich gefunden habe, haben mir aus dieser Spirale heraus geholfen.
Die Distanz zum Rassismus, der Fettphobie und der Homophobie war wichtig, damit ich mich entfalten und lernen konnte, mich und meinen Körper zu lieben.
Ein verzerrtes körperliches Selbstbild ist nicht immer gleich wahrnehmbar, doch wenn es einmal präsent ist, braucht es viel Arbeit, um es wieder loszuwerden. Das fällt einem ein wenig leichter, wenn man Menschen um sich hat, die einen wertschätzen. Selbst wenn es “nur” eine Person ist.
Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie weit wir gesellschaftlich gekommen sind und was für große Schritte wir hier und da zu breiteren Schönheitswahrnehmungen und Selbstwertschätzung geschafft haben. Natürlich muss Stück für Stück noch mehr gemacht werden, aber es wird besser, dank all der Menschen, die Liebe durch das Erweitern von unserem Schönheitsverständnis zugänglicher machen.
Am Ende des Tages möchte man ja einfach so wie man ist geliebt werden.
Von Menschen um einen herum, aber im besten Fall auch von sich selbst.