Ob Kultur, Mode, Kunst oder Sex, popkulturell oder in Subkulturen: Schönheitsideale gibt es überall. Gerade für Jugendliche, die viel ausprobieren, um ihre Persönlichkeit auszudrücken, und so herausfinden, was ihrem Typ entspricht und was nicht, sind Trends wichtig. Gleichzeitig üben Schönheitsnormen aber auch einen großen Druck aus, denn ob man will oder nicht, man positioniert sich zu diesen Normen, entweder indem man ihnen, mehr oder weniger, entspricht oder eben nicht. Es gibt “in” und “out” und diese Schönheitsideale werden über soziale Medien heute besonders weit gestreut und präsent gemacht.
Gerade junge Menschen können unter dem Einfluss der sozialen Medien, welche eine heile Scheinwelt projiziert, leiden. Es ist zwar kein Geheimnis, dass Influencer*innen nur die schönen Seiten des Lebens teilen, und diese in besonders gutem Licht und vorteilhafter Pose erscheinen lassen, aber oft vergleichen wir uns trotzdem mit den perfekten Bildern, die wir online sehen und nähren damit eigene Unsicherheiten und jagen einem Ideal hinterher, das nur teilweise der Wirklichkeit entspricht.
Auf Instagram, TikTok und Youtube gibt es aber nicht nur die Influencer*innen, die ausschließlich perfekten und normschönen Content produzieren. Auch Feminist*innen prägen die sozialen Medien und präsentieren Ansätze, die Schönheitszwängen und dem Wahn, sich ununterbrochen selbst optimieren zu müssen, den Kampf ansagen: Sie kratzen die heile, virtuelle Scheinwelt an, klären auf und zeigen Vielfalt. Themen werden enttabuisiert, patriarchalische Strukturen werden offengelegt und feministische Aufklärung regt einen öffentlichen Diskurs an. Verschiedenste Kanäle tragen zu der Verbreitung feministischer Inhalte bei, angefangen bei der Bewerbung von Büchern, die Vielfalt in das Zimmer von Kindern bringen, bis hin zu feministischer Kunst und Aufklärungspodcasts. Letzteres kann vor allem junge Menschen ansprechen und bietet viel Raum für detaillierte Erklärungen und Diskussionen, die unterschiedliche Meinungen und Perspektiven vereinen.
Vor allem im künstlerischen Bereich bieten soziale Medien eine Plattform, die auf dem „traditionellen“ Kunstmarkt nicht selbstverständlich ist, und die sowohl feministisch ist als auch einem Schönheitswahn entgegen tritt: Die Darstellung der Vielfältigkeit von Vulven. Sei es in Form von Glas, als Illustrationen oder als Gipsabdruck, die Vulva, die Hand in Hand mit der Loslösung von Schamgefühlen und dem Entgegenwirken von Schönheitsidealen geht, ist aus der modernen feministischen Kunst nicht mehr wegzudenken. Vulven treten dabei nicht als Zeichen der Weiblichkeit in Erscheinung, denn Genitalien sind kein Indikator für Geschlecht. Aber in den sozialen Medien werden Vulven mit einer Selbstverständlichkeit und in vielfältigster Ausführung gezeigt, die Frauen, Mädchen und anderen Menschen mit Vulven klar macht: dein Körper ist gut, so wie er ist.
Kunst ist auch immer politisch, und Themen wie Sexismus oder Unterdrückung werden oft angesprochen, wenn es um die Darstellung von Vulven geht.
Die Realität ist leider noch nicht so weit fortgeschritten, um zu erkennen, dass wir alle Menschen sind, die das Recht besitzen, gleichberechtigt sowie gleichwertig behandelt zu werden. Ich finde aber, dass queere, intersektionale feministische Strömungen auf einem guten Weg sind und Hoffnung bereiten, weiterhin Veränderung in die Welt zu bringen und patriarchalischen Strukturen endgültig ein Ende zu setzen. Feminist*in zu sein bedeutet für mich solidarisch zu sein, sichtbar zu sein und für die Rechte aller Menschen einzustehen ohne Unterschiede zu machen. Um es mit den Worten von bell hooks zu sagen: “Feminism is for everybody”.