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Satire

Blattlauswespe & Blattlauslesbe

Lesben, Schwule und wir von der ARGE SCHAS (SCHöner Als Sex) sind die tragenden Säulen der HOSI. Mehr als uns braucht es nicht zum Glücklichsein von Montag bis Freitag; aber der Samstag und der Sonntag gehören GOTT, denn da hat sie das mit Adam und Eva verpfuscht und soll er jetzt einmal schauen, wie es rauskommt aus der Nummer.

Bisher sind wir ja ganz gut ausgekommen ohne GOTT, aber für unsere heutige Geschichte brauchen wir als Personal auch eine etwas einfältige Type, die an allem schuld ist: Es geht um die Frage, wer die Lesben geschaffen hat – und wozu. Ob das wirklich notwendig war – oder wenigstens eine gute Idee. (Aber keine Sorge: Wenn wir das durchdekliniert haben, wird GOTT wieder gekübelt, versprochen. Und erst wieder rausgeholt, wenn der Komet kommt; man weiß ja nie.)

Wer also schuf die Lesben – und wozu?

Sie selbst führen sich ja zurück auf eine Kombi von blöd gelaufener Schöpfungsgeschichte und Sex in the City: Adam hängt den Macker raus, Eva zieht sich einen Rachefick mit der Schlange rein, GOTT haut darauf alle drei raus aus dem Paradies; Eva scheißt seither auf die penetranten Patriarchen, bestellt im Juni Regenbogen Sneakers und isst nur Fleisch, wenn niemand schaut.

An sich ein wasserdichtes Programm: Autark bis sonst wohin. Aber da ist noch das mit dem Sex, und zwar nicht nur auf gayParship. Lesbische Ausgangslage: Die Heteros überbewerten den Sex grotesk, wir sind da etwas nüchterner, denn wir wissen, was dabei rauskommt: Geplatzte Kondome, zu kleiner Penis (oft mit zu großen Erwartungen), kurz: ein rutschiges, schleimiges Vergnügen für Geringverdiener, die dann nicht einmal Schmerzensgeld (unter Männern: „Unterhalt“) dafür zahlen wollen.

Richtige Erkenntnis, liebe Lesben – aber ihr habt den falschen Schluss daraus gezogen, Sex mit Frauen sei besser. Ihr verhaltet euch damit wie Lots Weib auf der Flucht aus dem brennenden Sodom: Sie weiß, dass dort die Kacke dampft und warum; sie weiß, dass sie bloß nicht zurückblicken soll – und doch bleibt sie stehen, nur der Teufel weiß, wieso. Sie dreht sich um und erstarrt zur Salzsäule, an der heute noch die Kamele lecken.

Und genau so steht ihr heute da, liebe Lesben, denn auch ihr seid stehengeblieben auf halbem Weg von der Erkenntnis, dass Sex niemals gut ausgeht, hin zur Erkenntnis, dass man sich daher am besten ganz davon fernhält.

Ihr wisst das zwar, aber irgendwas in euch gibt keine Ruhe. Wollt noch immer die Vor- und die Nachteile von Sex besprechen, wie die Vor- und Nachteile von Sand im Schuh.

Das müsst ihr hinter euch lassen wie das brennende Sodom: Das ist eure Mission! Dafür seid ihr da: Bleibt tapfer und scheißt drauf, Schwestern! Nix Sex! Nix Verführung! Steht dazu wie eine Säule! Und wenn dann trotzdem noch wer an euch lecken will, ist es eh kein Kamel.

Sondern allenfalls eine Blattlauswespe: Die gibt es nämlich in einer asexuellen und in einer sexuellen Variante. Die lüsternen Sexwespen treibens mit Befruchtung und den ganzen, süßen Leckereien – und setzen so das Unglück unserer Welt fort, indem sie auch männliche Nachkommen zur Welt bringen.

Die kluge, asexuelle Blattlauslesbe dagegen verzichtet auf den Sex, genügt sich selbst und bringt dafür nur Töchter zur Welt.

Das war die Pointe. Bessere gibt es keine, wird es nie geben.

Von Andrea Francesconi

Lambda Autor, Satire