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„Der wird ja einen kleinen … haben!“

Ein paar Gedanken und Fragen zu Bodyshaming

Körper sind verschieden, sind vielfältig – und wir stehen auf diverse Körper. Oder?

Wir leben jedenfalls in einer Welt, die Schönheit und Geschlecht immer noch nach weißen, nicht-behinderten, binären Maßstäben definiert.

Ich höre gleichzeitig wie wertvoll „Diversity“ wäre und Sätze wie „Love knows no gender“ oder „unter dem Regenbogen haben Alle Platz“… in der Realität ist es aber schon so, dass Körper, die nicht in Schönheitsnormen passen, auch in Teilen der LGBTIQA*-Community als nicht begehrenswert gelten, oder fetischisiert werden, für eine Nacht, oder einfach unsichtbar sind.

Drag Kingz and Queens sind beliebt in der Szene – spielen sie doch mit Klischees und den Geschlechter-Normen und sind auch einfach persönlich-kreativer Ausdruck – für viele schlicht empowernd! Doch ist das Interesse genauso noch da, wenn man unter Schminke, Kleidung, Perücke und weiteren Accessoires aber nicht die Geschlechtsmerkmale „bietet“, die der Binarität entsprechen?

Als _sichtbare_ intergeschlechtliche Person war ich gerade als junger Mensch viel Bewertung, Ablehnung, Verachtung, Belästigung und Aggressionen ausgesetzt. Und Belustigung. Auf offener Straße wurde ich mehrmals fotografiert, ausgelacht, auf der Tanzfläche wurde mein Rock hochgehoben, um „nachzuschauen“, was ich da unten habe…

Wenn ich dann noch abwertende Bemerkungen über Körper, insbesondere Genitalien, von sogenannten Feministinnen und aus der (LGB-)Community höre, macht mich das betroffen.

Macht ihr euch über Größen von Genitalien lustig? Wenn ja, warum?

Ist euch bewusst, dass dahinter Inter- und Transphobie stecken kann und Inter- und Transfeindlichkeit gestärkt wird?

Wisst ihr, was ihr damit psychisch auslösen könnt?

Bodyshaming ist, wie so viele Diskriminierungen, nicht unbedingt „böse“ gemeint – aber es geht auf Kosten derjenigen, deren Körper Gegenstand des Witzes werden.

Und zwar auch, wenn ihr damit ein großes cis-männliches Ego, jemanden Mächtigen kritisiert, der viele Privilegien hat, reich ist, ein fettes Auto fährt, andere unterdrückt, Kriegstreiber ist… benennt doch einfach das Verhalten und die Strukturen, die scheiße sind?

Denn die Auswirkungen solcher Witze und Kommentare betreffen eben alle anderen auch, die mit der vermeintlichen Kritik gar nichts zu tun haben. Mitunter direkt neben euch, die Teil unserer Community sind. Niemand soll sich für den eigenen Körper schämen müssen!

Und mit Community meine ich, dass wir gemeinsam, geschichtlich und aktuell, betroffen sind von zuschreibenden, pathologisierenden und gewaltvollen Zwei-Geschlechter-Normen und dem Fehlen gleicher Rechte und positiver Sichtbarkeit.

Für mich persönlich ist das ausschließliche Interesse an mir aufgrund meines Körpers, weil etwas an ihm als „anders“ wahrgenommen wird, auch ein Aspekt von Bodyshaming. Nicht zu verwechseln damit, wenn man sich einfach zu inter, nicht-binären und trans Körpern und Menschen stark hingezogen fühlt. Es geht dabei um eine respektvolle, konsensuelle Ebene – die in allen Begegnungen relevant ist. Und dieser klare und feine Unterschied ist spürbar für mich, wenn ich merke, dass ich im Kopf einer anderen Person als das spannende „Andere“ herumschwirre und ein Objekt für ihre neugierigen, egoistischen Motive werde.

Doch wir alle aus der LGBTIQA*-Community kennen das: diese Situationen, wo wir spezifisch aufgrund unserer sexuellen und/oder romantischen Orientierung, unseres Geschlechts, unseres Ausdrucks, unserer Identität anders behandelt, diskriminiert werden, die für andere außerhalb gar nicht erkennbar sind als solches. Oder dass wir zum Queer-Experimentieren herhalten sollen. Oder dass man sich vor uns „graust“.

Grausig sind allerdings nur die heteronormativen, patriarchalen, sexistischen Machtverhältnisse! Und die sollten wir uns alle nicht gefallen lassen!

Nobody is shameful. Bestärken und unterstützen wir einander in (unseren) Schönheit(en) – gemeinsam gegen Bodyshaming!

Von Tinou Ponzer

Obmensch VIMÖ (www.vimoe.at)
(Foto Credits: VIMÖ/Leo Handle)